Reisetipps für den Urlaub in Bayern oder ein paar freie Tage zu zweit

12. Februar 2014

Die Mainau: Das Arkadien im Bodensee.

Kaum ein Urlaubsziel trägt so sehr zum Gefühl der Entschleunigung bei wie eine Insel. Eilande sind Sehnsuchtsorte – und einer der schönsten hierzulande liegt ganz im Süden der Republik, inmitten des Bodensees. Mit ihrer mediterran anmutenden Flora, ihrem Park aus uraltem Baumbestand, mit Schlossanlage und Kirche in barockem Glanz ist „die Mainau“ Deutschlands einziger exotischer Ort.

Seit 1853 – also seit über 160 Jahren – befindet sich das nur 45 Hektar große Fleckchen Erde im Besitz der Familie Bernadotte. Dabei birgt die Insel im einträchtig zwischen Deutschland, der Schweiz und Österreich aufgeteilten Gewässer sozusagen auch ein kleines Stück Schweden. Denn der Name „Bernadotte“ steht nicht nur für eindrucksvolle Kontinuität, sondern auch für ein ungewöhnliches Kapitel Adelsgeschichte Skandinaviens.

Sie beginnt mit dem großen Unglück eines kleinen Jungen: des schwedischen Prinzen Lennart Bernadotte. 1909 in Stockholm geboren, steht ihm zunächst eine glänzende monarchische Karriere in Aussicht. Immerhin weist seine Ahnenlinie gleich zwei blaublütige Großkaliber auf: seinen Opa König Gustav V. von Schweden und den russischen Zaren Alexander II, seinen Urgroßvater.

Doch bei Königs hängt der Haussegen schief. Lennarts Eltern – Prinz Wilhelm von Schweden und Großfürstin Maria Pawlowna von Russland – trennen sich, als der Prinz gerade mal fünf Jahre alt ist. Ein Schicksalsschlag, der Lennarts vorgezeichneten Lebensweg komplett umkrempelt. Von nun an übernimmt Großmutter Königin Viktoria von Schweden die Erziehung des jungen „Erbfürsten“.

Doch die Scheidung der Eltern bleibt für Lennart ein Trauma. So schafft er sich die Familie, die er als Kind nie hatte, als Erwachsener frühzeitig selbst. Bereits mit 23 heiratet er. Die Auserwählte heißt Karin Nissvandt, ist zwei Jahre jünger und stammt aus einer Fabrikantenfamilie. Was sie allerdings aus monarchischer Sicht noch lange nicht zur „guten Partie“ macht – im Gegenteil. Im damals noch durch und durch traditionsverhafteteen Schweden verwirkt Lennart durch die Ehe mit einer „Bürgerlichen“ sein Anrecht auf die Thronfolge.

Als Friedrich II. von Baden im August 1928 stirbt, nimmt Lennarts Schicksal erneut eine Wendung. Zu den Hinterlassenschaften Friedrichs zählt auch die Bodensee-Insel Mainau. Da der Verstorbene kinderlos blieb, vermachte er das Eiland seiner Schwester Viktoria, der Gattin des seit 1907 regierenden Königs von Schweden, Gustav V.: Damit fällt die Mainau an das schwedische Königshaus. Mit Vikorias Tod 1930 ist eigentlich ihr jüngerer Sohn Prinz Wilhelm rechtmäßiger Erbe. Doch Wilhelm, Lennarts Vater, findet an der damals völlig verwilderten Insel keinen Gefallen. So überträgt er die Verwaltung der Mainau schon zwei Jahre später an seinen Sohn.

Lennart ist die Insel von früheren Ferienaufenthalten her vertraut und erkennt bald, welch‘ großen Schatz die kleine Mainau darstellt. Mit Hingabe macht er sich daran, die Insel Schritt für Schritt wieder in das zu verwandeln, was sie schon einmal gewesen war: ein blühendes Paradies.

Ein Arkadien der Blumen und Blüten – genau so präsentiert sich die Mainau heute wieder. Vom Klima begünstigt, lockt das palmenbestandene Mini-Eiland, das nunmehr schon in fünfter Generation von der gräflichen Familie Bernadotte verwaltet wird, Jahr für Jahr Heerscharen von Touristen an. Sie erfreuen sich vor allem am größten Kapital der Insel: ihrer Natur. Dass sie so prächtig gedeiht, ist nicht zuletzt der Lennart-Bernadotte-Stiftung zu verdanken, die inzwischen Hauptanteilseigner der Mainau GmbH ist.

Längst wieder bestimmt der Lauf der Jahreszeiten das Erscheinungsbild der Insel. Im wahrsten Sinne aufblühen darf Schloss Mainau mit der traditionellen Frühlingsausstellung. Von 7. März bis 12. Mai ist hier zu bestaunen, was die Natur immer im Frühjahr an farbenfrohen Tulpen, Narzissen und Hyazinthe hervorbringt. Im Palmenhaus entfalten Orchideen in großer Zahl ihren Zauber. Ihrer Pracht kann sich der Besucher ebenso wenig entziehen wie dem Blütenrausch der vielen Stiefmütterchen, Vergissmeinnicht und Primeln, welche die Insel wie ein bunter Teppich überziehen.

Unsere Termin-Empfehlung: Halten Sie sich für Ihren Mainau-Besuch doch den 12. April frei. Dann steht das Palmenhaus ganz im Zeichen der Orchideen-Soirée. Ein Erlebnis, das Sie mit einer Einkehr im Traditionsrestaurant Schwedenschenke krönen sollten. Wenn das Wetter mitspielt, serviert man Ihnen bis 23 Uhr die erstklassige badische und internationale Küche auch unter großen weißen Schirmen auf der Terrasse. Tipp: Bei einer Reservierung haben Sie die Möglichkeit, ab 18.00 Uhr die Inselparkplätze des Hauses zu nutzen.

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