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16. Februar 2014

Konzerthaus Blaibach: Außerirdisches im Kulturwald.

Konzerthaus Blaibach

So sehen die Planer den neuen Konzert-Ort.
Foto: kulturwald.de

Es gibt Veranstaltungsorte, die sind für Bach-Abende wie geschaffen. Doch: die Deggendorfer Stadthalle als Resonanzkörper der Brandenburgischen Konzerte? Naja, musikalische Offenbarungen hören sich anders an. Wie – das könnte sich beim diesjährigen Kulturwald-Festival erweisen. Dann wenn die „Festspiele Bayerischer Wald“ vom 8. bis 14. September in Blaibach, Landkreis Cham, stattfinden, konzertiert man sozusagen erstmals zu Hause. Denn anstelle vieler Ausweichquartiere verfügt das junge Klassiker-Event ab 2014 über einen eigenen Aufführungsplatz: das Bürger- und Konzerthaus Blaibach. Seit Ende September vergangenen Jahres wird in der 1.600-Seelen-Gemeinde gezimmert und gehämmert – jetzt rüsten sich Ort und Veranstalter für ein einzigartiges Projekt: Hochkultur im tiefen Wald.

Wegbereiter des außergewöhnlichen Projekts sind zwei vielprämierte Interpreten klassischen Liedguts, deren Herkunft Auskunft gibt über das, was sich mit Musik so alles bewegen lässt: der aus Niederbayern stammende Bariton Prof. Thomas E. Bauer und die in Tokio gebürtige Pianistin, Ensembleleiterin und Dirigentin Uta Hielscher. Nach anfänglicher Skepsis schallt ihrem unkonventionellen Vorhaben nun allerorten Anerkennung entgegen. Von „mutig“ bis „bewundernswert“ spannt sich der Bogen der Meinungen über ihr Konzerthaus-Projekt. Viel Rückenwind für den Niederbayer Thomas E. Bauer, dessen Musikkarriere einst bei den Regensburger Domspatzen begann und der in Ostbayern nunmehr etwas anstoßen möchte, das weit über die Musik hinausreicht und vor allem auch nachhaltig wirken soll: Infrastruktur!

Kultur, so vertraute Festivalgründer Bauer dem Magazin „Cicero“ an, könne der Gesellschaft einen Ruck versetzen. Damit lasse sich Entwicklung in Gang bringen. Entwicklung? Im oberpfälzischen Blaibach, bislang von der Moderne weitgehend abgeschnitten, haben solche Verheißungen die Strahlkraft einer Marienerscheinung. Die Grenze zu Tschechien ist nah, das chice München fern. So belibt dem kleinen Flecken mit See nur eine Marschroute aus dem Abseits: sich selbst neu zu erfinden.

Nebenan in Bad Kötzting immerhin tut sich schon was: Mit der Eröffnung von Bayerns jüngstem Kneippheilbad, der Spielbank und den Waldfestspielen (dieses Jahr vom 26. Juli bis 10. August mit Zuckmayers „Schinderhannes“) ist man neuerdings auch touristisch breiter aufgestellt. Brauchtum – bis vor wenigen Jahres einziges Zugpferd im Angebot – reiht sich inzwischen respektvoll in das weiter aufgefächerte Angebot ein. Ein gutes Zeichen für die Gastronomie auch in Blaibach. Dort soll den Kulturwald-Besuchern demnächst ein neues Hotel standesgemäße Unterkunft bieten.

Gesteigerter Vorfreude auf die Kulturwaldsaison 2014 steht damit nichts mehr im Wege. Ein Hauch von Schleswig-Holstein Musikfestival mitten „im Wald“ und ein neues eigenes Fähnchen auf der internationalen Festspielkarte: So ein klein wenig Stolz bemächtigt sich nach und nach auch derer, die ihrem neuen „Bloaba“ bislang eher skeptisch gegenüberstanden. Anlass für manchen Einheimische, das neues Konzert- und Kulturhaus mit anderen Augen zu sehen. Und damit ganz anders als ein älterer Einwohner, der mit Blick auf die Baupläne meinte: „Schaut aus, als wär‘ bei uns ein UFO gelandet.“

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