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10. Juni 2009

Holz für Habsburg.

Aufgekommen war die Idee schon zu Zeiten Kaiser Karls IV. Mitte des 14. Jahrhunderts; doch erst rund 400 Jahre später wurde sie Realität: die Verbindung der Moldau (Vltava) mit der Donau – eine ingenieurtechnische Meisterleistung, münden die beiden Flüsse doch in verschiedene Meere.

Die Lösung des mutigen Vorhabens bestand im so genannten Schwarzenberger Schwemmkanal. Diese Konstruktion, die zu ihrer Zeit als „Achtes Weltwunder“ gefeiert wurde, diente vorrangig einem Ziel: dem „Schwemmen“ (also der Beförderung) von Holz aus dem Böhmerwald (Sumava) bis zu seinem Bestimmungs- und Absatzplatz in Wien. So gelang es der Habsburger Monarchie, sich den Holzreichtum von bis dato unzugänglichen Gebieten im Böhmerwald nutzbar zu machen.

Seine wirtschaftliche Bedeutung hat er längst eingebüßt – und doch führt der Schwarzenbergsche Schwemmkanal noch heute vom Lichtwasser an der bayerisch-tschechischen Grenze über die Europäische Haupt-Wasserscheide nahe dem Rosenhügel weiter über den Zwettlbach knapp vor Haslach (im Mühlviertel) in die Große Mühl. Unweit ihrer Mündung in die Donau wurde das Holz im Ausschwemmkanal mit Rechen abgefangen, auf Schiffe verladen, nach Wien transportiert und mit großem Gewinn als Brennholz veräußert. Der Kanal war im Schnitt 2,5 Meter breit und einen Meter tief. Wegen des großen Holzbedarfs wurde er anno 1821/1822 erweitert und teilweise unterirdisch durch einen 419 Meter langen Tunnel geführt. Im Endausbau wies er eine Länge von immerhin 52 Kilometern auf. Der tschechische Teil des Schwarzenberger Schwemmkanals war übrigens bis 1961 in Nutzung. – Wo man dieses Zeugnis frühindustrieller Holzverwertung findet? Die Passage verläuft nahe Nové Údolí gleich hinter der bayerisch-böhmischen Grenze, rund 12 Kilometer südwestlich von Volary (Wallern) und der Siedlung Jelení.

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