Reisetipps für den Urlaub in Bayern oder ein paar freie Tage zu zweit

8. Oktober 2016

Bayerisch-Schwaben – entlang der Romantischen Straße oder auf dem Jakobsweg.

„Bayerisch-Schwaben“: Nein, den offensichtlichen Widerspruch im Namen dieser Region muss man nicht wegreden; wozu auch, schließlich bezieht sie ja gerade daraus ihre besonderen Eigenheiten – städtebaulich, kulinarisch und sprachlich sowieso. Am besten, Sie folgen einfach Ihrem persönlichen Geschmack und den beiden sich hier kreuzenden Ferienstraßen; so stoßen Sie unterwegs ganz unweigerlich auf sehenswerte Dinge. Entlang Ihrer Route sind sie aufgereiht wie an einer Perlenkette!

Ausgangspunkt Ihrer Romantik-Tour von Nord nach Süd durch den schwäbischen Teil des Freistaats ist Wallerstein. So klein und beschaulich der Markt im Landkreis Donau-Ries, so empfehlenswert ist es, seine beiden Highlights mitzunehmen: Den 65 Meter hohen Wallersteiner Felsen, von dem aus der Blick über die tellerflache Landschaft des Nördlinger Rieses schweifen darf. Und: die üppige Pestsäule im Ortszentrum. In den Zwanzigerjahren des 17. Jahrhunderts ließ sie Graf Anton Karl von Oettingen-Wallerstein errichten. Dass die leicht überdimensionierte, haushohe Säule dabei gestalterische Anleihe am berühmten Vorbild in Wien nahm, war genau so gewollt und zeigt, wie sehr man sich damals um höchsten Beistand bemühte. Aus gutem Grund: Nach der verheerenden Pest von 1679 sollte der Schwarze Tod nicht noch einmal in Wallerstein wüten – und so bringt es auch das Chronogramm im Bauwerk zur Sprache: „Die wüste Seuche sei fern von Heimat und Haus“, liest man da.

Weiter geht es auf der Romantischen Straße, die vor Wallerstein bereits Weikersheim, Rothenburg ob der Tauber und Dinkelsbühl passiert hat, nach Nördlingen. Das Kleinod mit der einzigen vollständig erhaltenen und rundum begehbaren Stadtmauer Deutschlands verdankt seine Existenz nicht etwa einer pfiffigen Fremdenverkehrskampagne, sondern eienm Meteoriteneinschlag vor beinahe 15 Millionen Jahren. Dagegen fast schon Youngsters sind die Steinzeithöhlen vor der Stadt. Zwei weitere Perlen liegen nur einen Katzensprung entfernt: Wemding – ebenfalls mit kreisrunder Stadtmauer – sowie das malerische Oettingen. Uns zieht es aber zu einem Abstecher auf die württembergische Seite – nach Neresheim. Auch hier, tief im Windschatten der Metropolen verborgen, lockt eine Sensation, ein Weltwunder des Spätbarocks: die Kuppeln der Abteikirche. Sechs Sommer lang, 1770 bis 1775, wurde an ihnen gearbeitet – mit dem ganz unbescheidenen Anspruch, „auf das beste zu mahlen“. Das Ergebnis ist eine Schau! Auch wenn die Gefahr groß ist, sich beim Bestaunen der Freskengemälde einen steifen Nacken zu holen und ganz zu übersehen, dass in der Neresheimer Benediktinerabtei noch eine weitere Kostbarkeit lagert: ein echter Kopernikus! Dass es seit knapp 100 Jahren überhaupt wieder Benediktiner gibt, ist übrigens den Fürsten von Thurn und Taxis zu verdanken, die hier nach dem 1. Weltkrieg Benediktiner aus der Erzabtei Beuron und der Prager Abtei Emaus ansiedelten.

Nächste Etappe ist das Städtchen Harburg mit der gleichnamigen Burg, die imposant über der Wörnitz thront. Rittererlebnis live mitten in Bayerisch-Schwaben! In Donauwörth lohnt ein Bummel über die Reichsstraße – einen Straßenzug, wie es in Süddeutschland wenige schönere gibt. Gleich nach dem Krieg ist er wiederaufgebaut worden, heute bildet er einen Teil der Romantischen Straße. Von frühem städtischen Selbstbewusstsein künden die schmucken Bauten der Stadt – das schon um 1400 errichtete Tanzhaus, das Fuggerhaus, gebaut im Stil der Renaissance, das Deutschordenshaus und natürlich das dekorative Rathaus. Für 2017 ormerken sollten Sie sich das Reichsstraßenfest – es findet nur alle zwei Jahre statt.

Über die Blumenstadt Rain erreichen Sie entlang der Romantischen Straße schließlich Augsburg, die Hauptstadt Bayerisch-Schwabens. Bert Brechts Geburtsstadt kann sich mit vielen Aushängeschildern schmücken – und alle sind sie die Reise wert: Fuggerstadt und „Deutsche Mozartstadt“ (denn Wolfgang Amadeus‘ Vater Leopold wurde 1719 hier geboren), Heimat der berühmten Augsburger Puppenkiste mit Jim Knopf & Co. und einstiges „Manchester Deutschlands“ mit einzigartigen Denkmälern der Industriekultur. Zu alledem steht die Heimat des Fußballbundesligisten FC Augsburg dank ihrer römischen Wurzeln und der italienischen Renaissance auch für italienische Architektur.

Bevor die Romantische Straße Bayerisch-Schwaben wieder verlässt, streift sie noch Friedberg mit seiner liebevoll restaurierten Altstadt. Hier beginnt das Wittelsbacher Land, wo Schwaben erst so richtig bayerisch wird. Besonders anschaulich ist die kernig-altbaierische Lebensart auch im schmucken Aichach – nur einen Abstecher von Friedberg entfernt.

Noch ein kurzer Abstecher nach Württemberg kann nicht schaden. Wenn Sie schon in der Nähe sind: Fahren Sie doch mal nach Ulm. Das weltberühmte Wahrzeichen der Universitätsstadt, das Ulmer Münster, feiert in diesem Jahr seine 125-jährige Fertigstellung. Ganz recht: Der mit seinen 161 Metern höchste Kirchturm der Welt war erst anno 1890 vollendet worden.
An der größten evangelischen Kirche Deutschlands wurde damit über 500 Jahre lange gebaut!

Noch ein Tipp für alle, die eine Entdeckungstour gerne mit ein wenig Bewegung verbinden – gehen Sie doch einen Tag auf Wanderschaft! Mitten durch Bayerisch-Schwaben erstreckt sich auch ein Abschnitt des Jakobsweges. Losziehen könnten Sie in Donauwörth am Liebfrauenmünster. Nahe dem Zaubergeigenbrunnen stoßen Sie auf eine Jakobus-Informationstafel. Stadtauswärts führt Sie ihr Weg über die Donaubrücke zur Schnellermühle und dann entlang dem Via-Claudia-Radweg in Richtung Mertingen. Von hier wandern Sie weiter nach Druisheim, wo Sie die Schmutter überqueren; auch in Allmannshofen und Holzen quert der Weg noch einmal den Bach. Vor dem Torbogen der barocken Klosterkirche St. Johannes Baptist begegnet Ihnen eine weitere Hinweistafel auf den Namenspatron Ihres Weges.

Als Jakobspilger können Sie übrigens im Kloster Holzen gegen Vorlage Ihres Pilgerausweises auch eine Pilgerunterkunft nutzen. Erst vor zweieinhalb Jahren ist sie renoviert worden. Sechs Betten gibt es hier, dazu eine Dusche und Toilette sowie einen Aufenthaltsraum. Die Reservierung erfolgt telefonisch unter 08273 / 9959-0.

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