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1. April 2011

Als Freyung zur Toskana gehörte …

Es klingt kurios – und entspricht doch den historischen Gegebenheiten: Für zumindest drei Jahre war die Region des heutigen Landkeises Freyung-Grafenau toskanisches Hoheitsgebiet, Bestandteil eines Großherzogtums der Habsburger.

Die Geschichte hat einen Jahrhunderte langen Vorlauf – und beginnt 1531. In diesem Jahr wird Florenz unter Kaiser Karl V. in ein erbliches Herzogtum umgewandelt, das den Medici untersteht. 1569 erhebt ein päpstliches Privileg die Toskana zum Großherzogtum.

1737 stirbt mit Gian Gastone der letzte Medici. Jetzt schlägt die Stunde für Franz I., Herzog von Lothringen: Er nimmt das Großherzogtum in Besitz und setzt als Regenten den Fürsten von Craon ein, der es allerdings schon nach kurzer Zeit einem landesfremden Beamtenapparat überlässt. Die Statthalter bedienen sich schamlos, das Volk leidet unter einer drückenden Steuerlast.

Dem verstorbenen Großherzog Franz folgt 1765 sein Sohn, der spätere Kaiser Leopold II. –
er regiert als Großherzog Peter Leopold, bezieht dauerhaft Quartier in der Toskana. Jetzt wenden sich die Geschicke des Landes zum Besseren, denn Peter Leopold reformiert den Verwaltungsapparat und setzte wieder Toskaner Beamte ein. Von nun an können Lebensmittel und Stoffe frei gehandelt werden. Die Landwirtschaft wird gefördert und neues Land gewonnen. Auch die Besteuerung erlebt eine Reform, die Privilegien des Adels fallen, und die Macht des Klerus wird eingeschränkt. Weltweit einzigartig aber macht das Großherzogtum eine andere Entscheidung Peter Leopolds: Er schafft Folter und Todesstrafe ab – als erster Machthaber rund um den Globus.

Als Peter Leopold 1792 stirbt, ist bereits sein zweiter Sohn Ferdinand III. (1790-1801 und 1814-1824), inthronisiert. Auch er ist in der Toskana geboren und aufgewachsen. Mitten in seine Regentschaftszeit fällt die Säkularisierung. 1803 wird das Hochstift Passau (zum dem auch Freyung gehört) aufgelöst – und es fällt an das Großherzogtum Salzburg-Toskana, wenn auch nur für drei Jahre.

Denn schon 1805, mit dem Frieden von Preßburg, wird das Gebiet dem Kurfürstentum Bayern zugeschlagen, das (wie Württemberg) mit Wirkung vom 1. Januar 1806 zum Königreich aufsteigt. Damit endet auch das toskanische Kapitel Freyungs.

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