20. März 2012
Weißenburg: Wenn Lady Preu aus dem Nähkästchen plaudert.
Den größten Schatzfund Deutschlands aus der Römerzeit birgt – Weißenburg. Darum nennt sich das mittelfränkische Kleinstädtchen ohne falsche Bescheidenheit „Römerstadt par Excellence“. Das aber ist – Altlateiner vor! – „cum grano salis“, gottlob, nicht ganz wörtlich zu nehmen. Denn neben Thermen, Limes & Co. hat Weißenburg durchaus auch noch das eine oder andere neuzeitliche Juwel zu bieten. Wovon Lady Preu anschaulich zu erzählen weiß.
Zunächst aber zu den römischen Stadtvätern, die das historische Biriciana gründeten. Rings um das Kastell legten sie eine Siedlung an; schließlich mussten die Wachmannschaften der nahen Limesgrenze ja irgendwo sesshaft werden. Dabei haben die Besatzer aus dem Süden nützliche Dinge hinterlassen. Zum Beispiel eine außergewöhnlich gut erhaltene Thermenanlage – allem Anschein nach ein Bad, das zwar vom Militär gebaut, aber hauptsächlich von der Zivilbevölkerung genutzt wurde. Mit anderen Worten: Jeder durfte sich dort vergnügen. Das erste Spaßbad Deutschlands, sozusagen.
Was die Römischen Thermen in Weißenburg so besonders macht: Ihre Fundament- und Mauerwerkreste haben sich bis zu einer Höhe von zweieinhalb Metern erhalten. Schmuck, Haarnadeln, kosmetische Geräte, Ton- und Glasscherben, Spielsteine, Münzen – viele Details des römischen Alltagslebens kamen hier ans Tageslicht.
So klein die Stadt Weißenburg, so reich ist ihre Geschichte, etliche Gebäude zeugen davon. Das Ellinger Tor zum Beispiel – eines der schönsten Stadttore Deutschlands. Oder die Wülzburg, eine monumentale Renaissancefestung der Hohenzollern. Oder – nicht zu vergessen – die fast vollständig erhaltene Stadtmauer nebst Fachwerk- und Bügerhäusern. Neben großer Geschichte, die die ehemals Freie Reichsstadt streifte, hat die Altstadt auch viele kleine Geschichen erlebt: Skandale und Skandälchen, Amüsantes und Kurioses. Manches davon kommt zur Sprache, wenn die edle Dame Preu und ihre Magd aus dem Nähkästchen plaudern. „Stadtgeplauder“ ist folgerichtig eine neue Weißenbuerger Stadtführung betitelt, die in diesem Jahr erstmals angeboten wird. Die nächsten Termine: 4. und 18. Mai, 8., 15. und 22. Juni. Treffpunkt ist das Zollhäuschen vor dem Ellinger Tor.
Beim Streifzug durch die Stadt erfährt der Besucher von den beiden Frauenzimmern zum Beispiel, was sich die Weißenburger zur Finanzierung ihrer Stadtmauer früher alles haben einfallen lassen. Schließlich war das Bollwerk – Anfang des 19. Jahrhunderts – schon einmal aus blanker Geldnot verkauft worden. Heute zeigt sich der 17.000-Einwohner-Ort im Dreiländereck der Regierungsbezirke Mittelfranken, Schwaben und Oberbayern durchaus besser betucht; die Nähe zu wohlhabenden Nachbarn wie Nürnberg und Ingolstadt macht’s möglich.
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